Weitere Informationen zu den Magic Moments, 1931-2001

 

Mega-Orchester spielt Strauss-Walzer: 1. August 1931
Das wohl erste Open-Air-Konzert im Wiener Stadion war ein ganz besonderes und ging im Rahmen der Arbeiterolympiade am 1. August 1931 über die Bühne. Am Dirigentenpult stand Johann Eduard Maria Strauss. Er war der erste Sohn von Eduard Strauß und seiner Ehefrau Maria und somit Enkel von Johann Strauss (Vater) und Neffe von Johann Strauss (Sohn) und Josef Strauss

Die Dimension des Orchesters war mit rund 800 Musikern gewaltig. So gehörten dem Orchester insgesamt 600 Streicher an, davon 300 erste Violinen, 150 zweite Violinen, 80 Violen, 90 Celli und Bässe. Dazu kamen noch 160 Blech- und Holzbläser und 24 Paukisten.

Sogar die „Fox Tönende Wochenschau“, der deutschsprachige Wochenschau-Ableger der amerikanischen Filmproduktionsfirma Twentieth Century Fox, war ins Stadion gekommen, um das Konzert mit zu filmen. Denn die Walzerklänge und die Bilder aus dem Stadion sollten bereits in der nächsten Ausgabe der Wochenschau von der Leinwand herab das Kinopublikum begeistern. Für damalige Verhältnisse war der Aufwand enorm: Drei Kameras und ein kompletter Tonaufnahmewagen waren im Einsatz, um die ungewöhnliche Veranstaltung auf Film zu bannen.

 

Musikalischer Sommer: 8. Juli 1980

Auch wenn der Titel der Veranstaltung schwer nach Schlager und Liederzirkus klingt: Mit dem „Musikalischen Sommer“ haben zum ersten Mal Rock & Pop die Mauern des Praterovals erbeben lassen und zwar in durchaus prominenter Besetzung – mit Carlos Santana, Van Morrison, Eric Burdon und Jimmy Cliff. Im Vorprogramm begeisterte die Wiener Formation Harri-Stojka-Express. Knapp über 12.000 Fans waren gekommen und erlebten sieben Stunden lang das Stadion als Rock-Arena.

Eric Burdon, unterstützt von seiner Formation „Fire Departement“, schmetterte seine Hits wie „Don’t Let Me Be Misunderstood“ oder „Tobacco Road“. Van Morrison brachte den Soul in das Oval mit Songs wie „Satisfied“, „Warm Love“ oder „And It Stoned Me“. Den größten Beifall erntete Carlos Santana, dessen Hits wie „Black Magic Woman“ oder „Oye Como Va“ ihre Wirkung nicht verfehlten.

Der Reggae-Haudegen Jimmy Cliff sorgte dagegen hinter den Kulissen für etwas Aufregung, denn er wollte partout nicht auf die Bühne, weil ihm der „Kabelsalat“ zu viel war. Erst Ö3-Lady Erica Vaal konnte ihn lautstark und auf Spanisch davon überzeugen, berichtete die Arbeiterzeitung. Beim Auftritt selbst war dann Jimmy Cliff wie ausgewechselt, unterhielt sich mit dem Publikum, scherzte und verbreitete Reggae-Stimmung wie am Karibikstrand mit Hits wie „Wild World“ oder „Vietnam“. Erst kurz nach Mitternacht ging das Festival zu Ende.

 

Rolling Stones: 3. Juli 1982

„Ladies & Gentlemen, The Rolling Stones“ – zum ersten Mal in der Geschichte des Praterstadions erschallte am 3. Juli 1982 dieser legendäre Satz zur Ankündigung der wohl berühmtesten Band der Welt. Die „European Tour 1982” zur Promotion des damals neuen Albums „Tattoo You“ führte die Stones diesmal nach Wien und das mit einer Mega-Bühne: 75 Meter breit, 40 Meter hoch und 24 Meter tief. An beiden Bühnenseiten führte jeweils ein 30 Meter langer Laufsteg tief hinein ins Publikum. „Under My Thumb“ ertönte als Opener. Der Vorhang fiel, die Bühne war in lila Licht getaucht. Und schon standen sie da: Mick Jagger, Keith Richards und Co. Tausende bunte Luftballons stiegen in den Himmel, alles brüllte und pfiff. Das Stadion war mit mehr als 60.000 Fans restlos ausverkauft. Was dann folgte, waren zwei Jahrzehnte Rockgeschichte im Zeitraffer. Fit wie selten zuvor sprintete und joggte Mick Jagger über die Bühne, kreiste in einem Kran-Korb über die Köpfe des Publikums hinweg. Keith Richards und Ron Wood mimten wie gewohnt die „Bad Boys“, schwangen lässig die Gitarren und droschen in die Saiten. Etwas ruhiger gingen es Bassist Bill Wyman und Schlagzeuger Charlie Watts an. Die Band spielte insgesamt zwanzig ihrer größten Hits von „Time Is On My Side“ über „Honky Tonk Woman“ bis zu „Start Me Up“ und „(I Can’t Get No) Satisfaction“, als obligate Zugabe inklusive Feuerwerk.

Im Vorprogramm der Show begeisterten übrigens die J. Geils Band mit Hits wie „Centerfold“ und „Freeze Frame“ sowie die österreichische Formation Wolf & Wolf. Letzterer gehörte Peter Wolf an, der Jahre später in den USA in die Liga der erfolgreichen Musikproduzenten aufsteigen sollte.

 

Supertramp: 14. Juni 1983

„…famous last words…“ hieß das Album, das die britische Pop- und Rockband Supertramp im Jahr 1982 veröffentlichte. Dazu gehörte auch eine große Welttournee, die zur einer der erfolgreichsten der Band werden sollte. Auch im Wiener Praterstadion machte Supertramp am 14. Juni 1983 mit einem Gig der besonderen Art Station:

Denn es handelte sich um eine Abschiedstournee, da Roger Hodgson – Gitarrist und Gründungsmitglied der Band – Supertramp nach der Tour verlassen würde, um künftig Solo-Karriere zu machen. Es gab auch so etwas wie eine Premiere – der scheue Hodgson, der noch niemals direkt mit dem Publikum während einer Live-Show kommuniziert hatte, wandte sich direkt an seine 20.000 Fans im Stadion, um sich für die Treue in all den Jahren zu bedanken und um seinen bevorstehenden Abschied persönlich anzukündigen.

Die Show selbst war dann ein Spektakel im wahrsten Sinn des Wortes, mit Licht- und Soundeffekten, wie es sie nur ganz selten zu sehen gibt. Der Abend wurde zum „Wunschkonzert“ für alle Supertramp-Fans mit so gut wie allen Hits wie „The Logical Song“, „Breakfast In America“ oder „It’s Raining Again“.

 

Genesis: 16. Juni 1987

Das Ernst-Happel-Stadion war gerade frisch renoviert und schon zog eine der bekanntesten Rockbands in das rundum erneuerte Oval. Die britische Rockgruppe Genesis spielte vor rund 20.000 Besuchern auf und das mit einem Megasound und Lichteffekten, wie sie noch selten zu sehen waren. Denn die Lichtanlage spielte alle „Stückln“. Vari-Lites hieß das Zauberwort und die waren damals der letzte Schrei der Technik. Dank dieser computergesteuerten Lichtelemente konnten in Windeseile die Lichtfarben und die Strahlrichtung der Spots verändert werden. „Diese Wunderwerke der Lichttechnik können einfach alles – außer singen und Gitarre spielen“, erklärte Alan Owen damals der Arbeiterzeitung. Owen war seit 1973 für die Bühnengestaltung bei Genesis verantwortlich.

Eine perfekte Show, ein gigantischer Sound, einzigartige Farbenspiele, dazu Phil Collins, Tony Banks und Mike Rutherford in bester Spiellaune: Genesis rockten das Oval mit Hits wie „Follow You, Follow Me“, „Mama“, „That‘s All“ und den neuesten Songs wie „Land of Confusion“ vom damals jüngsten Album „Invisible Touch“.

Als Anheizer für die Genesis-Show in Wien konnte Paul Young verpflichtet werden und auch an seine Hits erinnert man sich heute noch gerne: „Wherever I Lay My Hat“, „Come Back And Stay“ oder „Love Of The Common People“ waren auch als Support für Genesis zu hören.

 

David Bowie: 1. Juli 1987

Mittwoch, 1. Juli 1987: David Bowie machte im Praterstadion im Rahmen seiner „Glass Spider Tour“ vor 45.000 Fans Halt. Bowie live, volle zweieinhalb Stunden lang, in einem Konzert, das als Gesamtkunstwerk beeindruckte. Die Bühne entpuppte sich als überdimensionale, in schillernden Farben blinkende Monster-Spinne mit dem Spinnenbauch als Bühnendach, gehalten von meterlangen, riesigen Spinnenbeinen.

Ganz pur und ohne „Schnörkel“ begann die Show mit einem Elektrogitarrensolo. Von der Bühnendecke ließen sich plötzlich Tänzer per Seil herab. Aus dem dunklen Bühnenhintergrund ertönte Bowies Stimme, nicht singend, sondern ganz sonor sprechend. Schlagartig öffnete sich auch der Spinnenbauch und herab schwebte Bowie im knallroten Anzug auf einer thronartigen Schaukel sitzend, ganz nach dem Motto „Der Mann, der vom Himmel fiel“. Dazu der Song „Up The Hill Backwards“ als Opener. Die Fans zeigten sich verblüfft und hellauf begeistert. „Jeder einzelne Song wurde optisch und szenisch auf mehreren Bühnenebenen aufgelöst, überall herrschte ungeheure Action, alles war in Bewegun“, lobte die Austria Presse Agentur den Gig. Bei „Absolute Beginners“ kamen die Fans in den vordersten Reihen voll in Fahrt. Bei „Heroes“ jubelte das gesamte Stadion. Übrigens: Im Vorprogramm heizte Hansi Lang dem Publikum kräftig ein.

Auf seinen Tourneen war David Bowie auch dafür bekannt, dass er häufig zu Fuß und allein das Nachtleben der Tourstädte erkundete. Auch in Wien war das der Fall. Schon in der Nacht vor dem Konzert wurde er in der Innenstadt-Disco „Queen Anne“ gesichtet. Und nach dem Gig im Stadion zog es ihn in den „Scotch Club“, weil er gehört hatte, dass Prince schon zwei Mal da war. Scotch trank Bowie dort keinen, er soll sich lediglich einen Fruchtcocktail bestellt haben, berichtete die Arbeiterzeitung.

 

Michael Jackson: 2. Juni 1988

Am 2. Juni 1988 feierten rund 55.000 Fans den ersten Wien-Auftritt von Michael Jackson. Der „King of Pop“ war im Rahmen der „Bad World“-Tour ins Praterstadion gekommen.

Es war dunkel im Stadion, die Menge tobte. Plötzlich wurde es durch gleißendes, fast blendendes Licht ganz hell auf der Bühne. Weißer Trockeneisnebel stieg auf. Nur schemenhaft waren fünf Gestalten auf den Bühnenbrettern zu erkennen. Und genau in der Mitte, da stand Jackson. Jubel kam auf, schrill hallte das Gekreische der weiblichen Fans durch das Oval. Dann die ersten Beats und „Jacko“ legte los mit „Wanna Be Startin‘ Somethin‘“. Viele seiner Hits folgten, zum Beispiel „I Just Can't Stop Loving You”, „Human Nature“, „Dirty Diana“, „Thriller“, „Beat It”, „Billy Jean”, „Bad” und als Zugabe „The Way You Make Me Feel“ und „Man in the Mirror”. Jackson verstand es blendend seine Fans bei Laune zu halten.

Die „Bad World“-Tour hatte am 12. September 1987 in Tokio begonnen und endete am 27. Januar 1989 in Los Angeles. Der Wien-Gig fand also fast genau zur Halbzeit der Tour statt. Insgesamt spielte Jackson im Rahmen der Tour exakt 123 Konzerte auf vier Kontinenten. Die Shows wurden von insgesamt etwa 4,4 Millionen Besuchern gesehen. Die Tour war damit die bisher erfolgreichste Tournee überhaupt, bis Jackson den eigenen Rekord mit seiner „HIStory“-Tour einstellte.

Abseits des Stadions gab sich Jackson scheu wie immer. Bei der Backstage-Party im Stadion ließen sich nur seine Musiker blicken. Jackson war schon längt in seinem Hotel, dem Wiener Marriott. Dort waren 24 Zimmer und sechs Suiten auf den Star gebucht. Nur zwei Mann Personal und ein Stubenmädchen hatten die Erlaubnis, seine Räumlichkeiten zu betreten, in die sich „Jacko“ auch eine neun Quadratmeter große Tanzfläche einbauen hat lassen.

 

Pink Floyd: 1. Juli 1988

Ihr damals neues Album „A Momentary Lapse of Reason” führte Pink Floyd am 1. Juli 1988 im Rahmen der gleichnamigen Welttournee ins Praterstadion. Es war die erste Tournee der Band nach der erfolgreichen „The Wall“-Tour im Jahr 1981 und es war die erste Tour ohne den Bassisten Roger Waters. Wer damals mit dabei war, erlebte ein Konzert, das man so schnell nicht vergaß.

Großartige visuelle Effekte verwandelten das Stadion in ein prächtiges Farbenmeer. Laserkanonen warfen ihre Strahlen in bunten, ständig wechselnden Farben auf die Bühne, dann zuckte das Licht wieder wie ein Blitz über die Ränge hinaus in den Himmel. Musikalisch zeigten sich Pink Floyd in Bestform. Den Opener „Shine On You Crazy Diamond“ zelebrierte die Band fast zwölf Minuten lang, gefolgt von Songs wie „Learning To Fly“, „Round And Around“ oder „Sorrow“. Natürlich durften auch die Hits wie „Wish You Were Here”, eine elfminütige Version von Money” und Another Brick in The Wall” nicht fehlen.

 

The Beach Boys: 16. September 1989

Es war „Tag der offenen Tür“ im Wiener Stadion am 16. September 1989: Abwechslungsreich und reichhaltig zeigte sich das Programm von Sport über Kleinkunst bis hin zu Kultur. So sprang Ken Grove vom Dach des Stadions in ein nur drei Meter tiefes Wasserbecken und ein französischer Artist spazierte über ein straff gespanntes Seil in luftiger Höhe. Der Höhepunkt schlechthin war aber das Konzert der Beach Boys, eine der weltweit erfolgreichsten Pop- und Rockbands der 1960er und frühen 1970er Jahre. Sie tourten wieder durch Europa, um ihr neues Album „Still Cruisin’“ zu promoten, das knapp vor dem Wien-Gig – Ende August 1989 – auf den Markt gekommen war, mit dem die Beach

Boys wieder ein Comeback in die Charts schafften. Es erreichte in den US-Billboard-Charts Platz 46. Die Single „Kokomo“ und das dazugehörige Album wurden in den USA mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Die Beach Boys brachten an diesem Tag mit ihrem Sound Sommer, Sonne, Sand und Meer in das Wiener Stadion.

 

Rolling Stones: 31. Juli 1990

Die Rolling Stones verwandelten am 31. Juli 1990 das Ernst-Happel-Stadion in einen lauten und bunten City-Dschungel. 55.000 Fans waren begeistert. Zweieinhalb Stunden lang zogen Mick Jagger, Keith Richards & Co mit vielen Hits im Gepäck ihre Runden auf der riesigen Bühne.

Meterhoch schossen die Feuerfontänen gleich zu Beginn in den Himmel. Schon der Opener „Start Me Up“ ließ ein ganz besonderes Spektakel erwarten. Mit Special-Effects wurde nicht gegeizt, um ein Rockkonzert vom Feinsten zu inszenieren: Kein Effekt war zu aufwändig, kein Gag zu teuer, um die Show visuell perfekt über die Bühne zu bringen.

Bei „Honky Tonk Woman“ tanzte Jagger vor einer riesigen, aufblasbaren Gummipuppe. Allein der Turnschuh, in dem das Bein der Puppe steckte, war etwa drei Mal so groß wie Jagger selbst. Den Song „Sympathy For The Devil“ sang er – in grelles rotes Licht getaucht – auf einer Plattform hoch über dem Bühnendach. Bei „Street Fighting Man“ bildeten riesige, aufblasbare Hundemonster die Kulisse. Fast schon heldenhaft tanzte Jagger vor den weit aufgerissenen Mäulern der Ungetüme. Die Fans jubelten, ganz besonders bei den Klassikern wie „Paint It Black“, „Angie“ oder „Ruby Tuesday“.
Bei bester Spiellaune zeigten sich auch Keith Richards, Ron Wood, Charlie Watts und Bill Wyman. Mit einem Feuerwerk hoch im Arena-Himmel endetet der Gig zu den Klängen von „Jumpin' Jack Flash” und mit der Zugabe „(I Can't Get No) Satisfaction“.

Übrigens: Die „Urban Jungle“-Tour war die letzte Tournee, bei der die Rolling Stones in Wien mit Bill Wyman auftraten. Der „Ruhigste“ aller Stones verließ die Band im Jahr 1993 aus persönlichen Gründen.

 

Tina Turner: 14. Juni und 8. September 1990

Im Jahr 1988 war Tina Turners-Live-Doppel-Album „Live in Europe“ erschienen. Künftig wollte sie – was ihre Live-Shows betraf – etwas leiser treten und zum Abschied noch einmal auf Tournee gehen. Dies ausschließlich durch die großen Stadien in Europa, anlässlich ihres neuen Albums „The Foreign Affair”, das im Jahr 1989 auf den Markt kam. Tina Turners „Foreign Affair Farewell“-Tour führte die Rock-Queen am 14. Juni 1990 in das Prateroval.

Knapp nach 21.00 Uhr erklangen die ersten Takte von „Steamy Windows“. Im Oval wurde es dunkel, der Applaus der rund 56.000 Fans schwoll auf ohrenbetäubende Lautstärke an, Scheinwerfer tauchten die Bühne in rotes und blaues Licht. Von der Bühnendecke senkte sich ganz langsam eine riesige Treppe, wie bei einem Raumschiff das seine Gangway öffnet. Und ganz oben, da stand sie: Tina Turner mit Löwenmähne und Minikleid. Sie stieg die Showtreppe herab in ihren obligaten High Heels, während die Beats und Drums im Hintergrund dröhnten. Tina Turner rockte das Stadion in Wien: „Typical Male“, „Foreign Affair“, „We Don't Need Another Hero”, „Private Dancer”, „Can't Stand The Rain”, „The Best”, „Let's Stay Together”, „What's Love Got To Do With It”, „Addicted To Love” und viele mehr. Natürlich durften auch die alten Hits „Nutbush City Limits“ und „Proud Mary“ nicht fehlen, bevor sich Tina Turner im Korb auf einem Kran – hoch über den Köpfen der Fans schwebend – mit „Better Be Good To Me” und der sanften Nummer „Be Tender With Me Baby” von ihrem jubelndem Publikum verabschiedete.

Die „Foreign Affair Farewell“-Tour zählte mit über drei Millionen Besuchern zu Tina Turners erfolgreichsten. Die rund 125 Shows liefen in einem Zeitraum von sechseinhalb Monaten in 19 europäischen Ländern. Jeweils rund 250 Tonnen an Material wurden mit zahlreichen Trucks in die Städte bewegt. Drei Bühnen waren insgesamt in Europa unterwegs. Während auf einer Bühne die Show lief, wurde die zweite Bühne schon in die nächste Stadt transportiert und die dritte in einer anderen Stadt bereits aufgebaut. Jede der Bühnen bei den Turner-Shows war 60 Meter breit, 25 Meter tief und 16 Meter hoch. Rechts und links der Boxentürme wurden zwei rund 15 Meter breite Videoleinwände aufgestellt, damit auch die Zuschauer in den hinteren Reihen Tina Turner nicht nur akustisch, sondern auch optisch ganz nah erleben konnten.

Wegen des großen Erfolges stoppte Tina Turner im selben Jahr mit der „Foreign Affair – Farewell“-Tour noch ein zweites Mal im Ernst-Happel-Stadion und zwar am 8. September 1990. Die Show lief noch einmal vor rund 25.000 Besuchern. Im Vorprogramm begeisterte Wolfgang Ambros, die „Number-One vom Wienerwald“.

 

Herbert Grönemeyer: 24. Mai 1991

24. Mai 1991: An diesem Abend war es kalt, doch niemand fror – Herbert Grönemeyer wärmte die rund 45.000 Fans im Ernst-Happel-Stadion mit seinen Songs ganze zweieinhalb Stunden lang. Mit „Herbert“-Rufen hatte sich das Publikum schon lange vor Beginn des Konzerts eingestimmt. Dazu kam die schon obligate „Welle“. Kurz vor 20:15 Uhr erklangen dann die ersten Takte von „Hartgeld“, mit dem der deutsche Popstar das Konzert eröffnete. Die Stimmung war gewaltig und Grönemeyer schien ehrlich überwältigt: „Wahnsinn, umwerfend, völlig irre“, stammelte er immer wieder ob der Kulisse und der Begeisterung. Grönemeyer brachte seine Hits – „Deine Liebe klebt“, „Männer“, „Kinder an die Macht“, „Bochum“, „Luxus“, „Was soll das“ – am laufenden Band. Seine Fans kannten alle Texte auswendig und bildeten einen tausendköpfigen Chor, vermutlich sogar den größten, den es je im Stadion gegeben hatte. Jeder im Publikum sang mit. Am Schluss wurde Grönemeyer insgesamt fünf Mal auf die Bühne zurückgeholt. Erst nach elf Songs als Zugabe entließen die Fans den Star im grenzenlosen Jubel, während ein Feuerwerk den Himmel über dem Stadion erhellte.

 

Sommer-Open-Air-Popfestival: 16. - 18. Juli 1991

Der Sommer ist Open-Air-Zeit. Das war auch schon im Jahr 1991 so. Von 16. bis 18. Juli 1991 fand deshalb ein großes, sommerliches Popfestival im Prateroval statt.

Der erste Tag gehörte den Reibeisenstimmen. Den Anfang machte Gianna Nannini, Italiens Rockröhre Nummer Eins. Ihre Live-Auftritte sind jedes Mal ein besonderes Ereignis: explosiv, voller Energie und Kraft. Ihre Stimme klingt, als streife sie über Sandpapier, das ist ihr Markenzeichen. Rau und kräftig schmetterte sie ihre Songs ins Publikum: „America“, „Latin Lover“, „Primadonna“, „Fotoromanza“ oder „Bello E Impossibile“ und dazu Balladen wie „Profumo“ oder „I Maschi“. Das Publikum war begeistert.

Der Haupt-Act am ersten Tag war Rod Stewart. Obwohl er erst im Mai 1991 in der Wiener Stadthalle zu sehen war, begeisterte der „Rodfather“ seine Fans auch im Stadion und feuerte seine Hits am laufenden Band ab. Niemanden störte seine, von der lang vorangegangenen Tour, bereits etwas angeschlagene Stimme, denn Rod leistete ganze Arbeit. Er wirbelte gekonnt den Mikrofonständer durch die Luft, sprintete von einem Bühnenrand zum anderen und kickte am Schluss als bekennender Fußballfan etliche lederne Bälle ins Publikum.

Der zweite Tag des Festivals stand ganz im Zeichen des Austropops, unter anderem mit den Bands Espresso und Schubert sowie Andy Baum und Günter Mokesch.

Als krönender Abschluss des drei Tage langen Festivals erklomm am 18. Juli Simple Minds die Bühnenbretter. Die schottische Band rund um Jim Kerr eroberte ihr Publikum mit typischem Stadion-Rock, bombastisch und pathetisch inklusive der Hits „Belfast Child“, „Don’t You (Forget About Me)“, „Alive and Kicking“ oder „Waterfront“ und „Ghost Rider“. Als Supporting-Act hatten die Simple Minds die britische Alternative-Rock-Band Transvision Vamp mit im Gepäck, deren blonde Frontfrau Wendy James mit schlichtem Gitarrenpop und rollenden Rave-Rhythmen beeindruckte.

 

Elton John: 13. Juni 1992

Der Pop-Dauerbrenner musste einen Fan im Wettergott gefunden haben, denn kurz vor Beginn des Open-Air-Konzerts hörte es auf zu regnen. Elton John war ständig auf Tournee und immer sorgte er für ausverkaufte Hallen. Im Stadion bestand das Geheimnis diesmal aus einer Mischung von Klassikern wie „I’m Still Standing“ und „Daniel“ bis hin zu neueren Kompositionen aus dem Album „The One“ wie „The Last Song“ oder „Simple Life“. Die 45.000 Fans liebten den Superstar, der sich an diesem Abend ganz „pur“ präsentierte ohne große Videowalls an den Bühnenseiten. Das Publikum dankte für einen Elton John in Bestform mit viel Jubel und Begeisterung.

 

Dire Straits: 3. Juli 1992

Prächtige Stimmung herrschte beim Dire Straits-Open-Air im Ernst-Happel-Stadion. Mit dem Song „Calling Elvis“ als Opener hatte die Band rund um Mark Knopfler ihr Publikum gleich von Beginn an für sich gewonnen. Die Band spielte im Prateroval im Rahmen der „On Every Street-Tour”, mit der sie das gleichnamige Album promoteten. Dieses Album war das sechste und letzte der britischen Formation, die sich zwar offiziell nie aufgelöst hat, aber danach keine Alben mehr produzierte. Auch live traten die Dire Straits so gut wie nicht mehr auf. Damit wurde diese Tour sozusagen zur Abschiedstour in Europa. Vor rund 50.000 Fans lieferten die Dire Straits ein Konzert ab, dass vom Sound her fast schon so klang wie auf CD. Im Vorprogramm agierte die Band „Was (Not Was)“ mit ihren von Soul und Funk durchsetzten Songs und einem purzelbaumschlagenden Gitarristen.

 

Genesis: 16. Juli 1992

Groß, Größer, Genesis – so lautete die Devise am 16. Juli 1992. Die Mannen rund um Phil Collins boten im Rahmen der „We Can't Dance-Tour“ eine Show der Superlative und zogen alle Register an technischen Raffinessen und Effekten. An Design und Ästhetik bisher unerreicht, inszenierten dutzende Techniker, Bühnenausstatter und Soundingenieure ein multimediales Ereignis. Drei bewegliche Videobildschirme, die sich – einem Puzzle ähnlich – zu einer riesigen Leinwand zusammenfügen ließen, schufen den Überblick über das Geschehen, lieferten Clips und Spots die visuellen Ergänzungen. Besser konnte Pop-Entertainment als Gesamtkunstwerk nicht sein. Mit Songs wie „Land of Confusion“, „I Can’t Dance“, „Invisible Touch“ oder „Tonight, Tonight, Tonight“ hatten rund 50.000 Fans einen tollen Abend.

 

Bryan Adams: 25. Juli 1992

Bereits im Sommer 1991 veröffentlichte Bryan Adams sein Album „Waking up the Neighbours“. Der Titel „(Everything I Do) I Do It for You“ war nicht nur der Titelsong für den Film „Robin Hood – König der Diebe“, sondern stürmte auch die Charts weltweit. Danach begab sich Adams auf eine ausgedehnte Welttournee. Die „Waking Up The World-Tour“ führte ihn am 25. Juli 1992 auch in das Praterstadion in Wien. Die Fans des kanadischen Rockmusikers kamen bei Hits „It's Only Love“, „Cuts Like a Knife“, „Run to You“, „Somebody“, „Summer of '69“, „Straight From the Heart“ und natürlich „(Everything I Do) I Do It for You“ voll auf ihre Kosten. Aufhorchen ließ Adams bei dieser Show auch mit dem Joe Cocker-Cover „When the Night Comes“.

Übrigens: Bryan Adams ist ein bekennender Wien-Fan, lebte er doch als Kind in der Stadt. Damals in den 1960er Jahren besuchte er als Sohn eines Militär-Attachés die „Vienna International School“ und wohnte in der Nähe des Rathauses. Nicht zuletzt deshalb steht Wien bei nahezu jeder seiner Tourneen auf dem Tourplan.

 

Michael Jackson: 26. August 1992

Michael Jackson verwandelte am 26. August 1992 das Praterstadion in einen brodelnden Hexenkessel. Unüberhörbar war der Chor von 50.000 begeisterten Fans, die alle gemeinsam nach Jackson riefen, ohrenbetäubender Applaus und wogende Fanwellen inklusive. Der Wiener Gig bei der „Dangerous World“-Tour begann gleich mit einem Knalleffekt. Gleißendes Scheinwerferlicht erhellte die Bühne, Glockengeläut und lautes Getöse im Hintergrund, ein Klirren, so als würde Glas zerspringen und plötzlich wurde Jackson aus dem Bühnenboden herauskatapultiert, stand einfach nur regungslos da und ließ sich bejubeln, um dann mit „Jam“ die Show zu eröffnen. Zwei Stunden lang hielt „Jacko" dann mit einem aufwendigen Spektakel seine laut mitsingenden und tanzenden Fans in Atem.

Mehr als zehn Mal wechselte Jackson sein Bühnenoutfit. Kaum ein Hit der Alben „Thriller“, „Bad“ oder „Dangerous“ wurde ausgelassen. Tausende Feuerzeuge, Sprühkerzen und Neonleuchtbänder erhellten das Stadion. Jackson schwebte bei „Beat It“ in einem Kran über den Köpfen der Fans, holte ein vor Begeisterung sprachloses Mädchen auf die Bühne, ließ sich von der Bühne zaubern, um dann mit einem enormen Knall kurz darauf wieder on stage zu erscheinen. Ein weiterer Höhepunkt: „We Are The World“ mit großem Kinderchor. Den Schlusspunkt setze „Jacko“ mit „Man In The Mirror“, schlüpfte dazu in einen weißen Raumanzug, verschwand in einer riesigen Kiste, um dann mit einem Raketenrucksack am Rücken im Jubel der Massen aus dem Stadion zu schweben. Natürlich war es nicht Jackson selbst der die Flugmaschine steuerte, sondern der Stuntman Kinnie Gibson. Jacksons Konzert war ein Riesenspektakel, auch dank dreier riesiger Videowände, mehr als 150 Lautsprecherboxen, jede Menge Laser- und Knalleffekte, sowie einer perfekten Tänzertruppe.

 

Rock in Wien: 29. und 30. Mai 1993

„Rock in Wien“ war ein zweitägiges Festival, bei dem Headbangen wie kaum sonst wo angesagt war. The Black Crowes, die in den USA sogar mit den Rolling Stones verglichen wurden, heizten am ersten Tag die Stimmung an. Die Rockband aus Atlanta spielte weniger den klassischen Hardrock, sondern war für ihre ganz besondere Mischung aus Blues, Rock’n‘Roll und Soul bekannt. Damit war die Band bis zum Jahr 2015 erfolgreich, bevor sie ihre Auflösung bekannt gaben.

Der Headliner des ersten Tages von „Rock in Wien“ waren jedoch Def Leppard. Die britische Hard-Rock-Band war damals auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Mit über 100 Millionen verkaufter Alben und einer Karriere, die über drei Jahrzehnte reichte, gilt die im Jahr 1977 in Sheffield gegründete Band seit jeher als eine der weltweit erfolgreichsten britischen Rockbands. Def Leppard touren auch heute erfolgreich um die Welt und können sich auf eine treue Fangemeinde verlassen. Zuletzt ist im Jahr 2015 ihr elftes und neuestes Album unter dem Titel „Def Leppard“ erschienen.

Am zweiten Tag begeisterten die Hothouse Flowers mit traditionellen irischen Klängen im rockigen Sound das Publikum. Dazu kamen Faith No More, deren Frontmann Mike Patton mit totalem Einsatz und seiner berühmt berüchtigten Extravaganz glänzte.

Die einzige Frau im Line-Up war Melissa Etheridge, sie brachte die Fans mit ihrem erdigen und ehrlichen Rock so richtig in Fahrt, unter anderem mit dem Hit „Bring Me Some Water“. Im selben Jahr erhielt Etheridge einen Grammy für „Ain't It Heavy“.

Als Headliner des zweiten Tages hatte sich die australische Rockband INXS angesagt. Übrigens: Frontmann Michael Hutchence – er verstarb im Jahr 1997 – war mit seiner damaligen Freundin, dem Top-Model Helena Christensen in Wien. Sie war für den „Life Ball“ in der Stadt, der am 29. Mai 1993 zum ersten Mal im Wiener Rathaus stattfand.

 

Guns N‘ Roses: 2. Juni 1993

Geradliniger Rock ‘n' Roll, eine abgespeckte Bühnenshow, enorme Spielfreude und 90 Minuten pure Energie: Guns N' Roses hatten wieder zurück zum Rock ‘n' Roll gefunden, mit der „Use Your Illusion“-Tour im Rahmen derer sich die Band auch im Ernst-Happel-Stadion vor rund 23.000 Besuchern die Ehre gab. Den Fans flogen knallharte Rocksongs um die Ohren, sie bekamen akustische Countryklänge zu hören, punkig angehauchte Nummern und natürlich viele der Hits von „It’s So Easy“ über „Live And Let Die“ bis hin zu „Knockin‘ On Heavens Door“. Die Band zeigte die gesamte Bandbreite ihres Könnens und spielte so, als wäre sie bei einem Club-Gig und nicht im riesigen Prateroval. Als Support-Acts machten die damaligen Newcomer Blind Melon und Soul Asylum beste Stimmung.

 

Ö3-Starnacht 93: 4. Juni 1993

Am 4. Juni 1993 lud Ö3 zur Starnacht. Mit dabei waren Bands und Stars, die in den 1970er und 1980er Jahren glänzten. So die Glamrock-Bands The Sweet, Alvin Stardust und The Glitter Band. Wie es sich für typische Glamrock-Bands gehört, glänzten sie mit ihren schrillen, schrägen Bühnen-Outfits sowie glitzerndem Make-Up im Gesicht. The Sweet zählte zu den erfolgreichsten britischen Rockbands in den 1970er Jahren mit ihren Hits wie „Ballroom Blitz“, „Teenage Rampage“ oder „Fox On The Run“. Alvin Stardust rockte an diesem Abend ebenfalls die Bühne. Er war Mitte der 1970er Jahre mit Songs wie „My Coo Ca Choo“, „You You You“ und „Sweet Cheatin’ Rita“ in den Hitparaden. Ebenfalls zu hören war Stardusts‘ Hit „Pretend“, mit dem er 1981 nochmals ein Comeback schaffte. Auch The Glitter Band war mit von der Partie. Die frühere Begleitband von Gary Glitter war auch ohne ihren einstigen Frontman erfolgreich in den Charts der 1970er Jahre unterwegs, mit Hits wie „Angel Face“ oder „People Like You and People Like Me“.

Bei der Ö3-Starnacht begeisterten auch Hot Chocolate. Die britische Soul- und Funkband feierte ihre größten Erfolge zwischen 1974 und 1983 mit Discohits wie „You Sexy Thing“, „So You Win Again“, „Every 1's a Winner“ oder „No Doubt About It“. Im Jahr 1981, am Höhepunkt ihrer Karriere, spielten Hot Chocolate sogar bei der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana auf. Für Stimmung sorgten an diesem Abend auch noch Dr. Hook, an dessen größten Hit „Sylvia’s Mother“ sich viele heute noch gerne erinnern, genauso wie an die Band The Darts mit den Songs „Come Back My Love“ und „It’s Raining“.

 

Bon Jovi: 3. September 1993

Die Fans von Bon Jovi sind bunt gemischt, genauso wie die Songs der Band. Stromgitarren und laute Drums, aber doch melodiös und geschliffen genug, um die breiten Massen anzulocken. Dank fetziger Soli und mitreißender Hymnen kann die amerikanische Band sich auch auf echte Hard-Rock-Jünger verlassen. 30.500 Fans zog es in das Prateroval, um ganze 120 Minuten Mainstream-Rock zu erleben. Der Gig im Ernst-Happel-Stadion am 3. September war Teil der „I'll Sleep When I'm Dead”-Tour. Im Grunge-Hemd und mit Baseball-Kappe auf dem Kopf servierte Jon Bon Jovi mit seinen Kumpels Hits wie „You Give Love A Bad Name“, „Keep The Faith“ oder „Bad Medicine“.

Im Vorprogramm machte die Band Little Angels mit frechen Rocksongs den Anfang, bevor dann Billy Idol die Bühne als zusätzlicher Support betrat.

 

Ö3-Starnacht 94: 9. Juni 1994

Es hatte schon Tradition: Alle Jahre wieder holte die „Ö3-Starnacht“ Hitparaden-Stürmer von einst wieder auf die Bühne und lässt sie ihre alten Lieder singen. So auch am 9. Juni 1994 im Ernst-Happel-Stadion. Mit von der Partie waren Edwin Starr, dessen Motown-Soul-Hit „Get Up Whirlpool“ in den Discos auf und ab gespielt wurde. Chris Norman, der Frontmann von Smokie, lud bei „Living Next Door To Alice“ oder „Midnight Lady“ zum kollektiven

The Hollies ließen die Sixties auferstehen mit ihren Hits von „Bus Stop“ über „Just One Look“ bis hin zu „The Air That I Breathe“. Zurück in die 1970er hat die britische Band Racey ihre Fans katapultiert, mit Songs wie „Some Girls“, „Boy Oh Boy“ oder „Such A Night“. Auch Shakin‘ Stevens und die deutsche Spider Murphy Gang waren mit dabei.

 

R.E.M.: 5. Juli 1995

Im Jahr 1980 hatte R.E.M. als College-Rockband begonnen. 15 Jahre später füllten sie problemlos große Hallen und Stadien. Ihr Live-Debüt in Wien feierten die Rockhelden aus den USA am 5. Juli 1995 im Prateroval vor rund 35.000 Fans. Sein dunkles Make-Up, quer über die Augen geschminkt, trug Frontmann Michael Stipe damals noch nicht, als die „Monster“-Tour Station in Wien machte.

Die Tour diente zur Promotion des Albums „Monster“, das die Band im September 1994 veröffentlicht hatte. Die Songs „What’s The Frequency, Kenneth?“, „Bang And Blame“, „Star 69“, „Strange Currencies“, „Crush With Eyeliner“ und „Tongue“ schafften es als Singleaus­kopplungen in die weltweiten Charts. Sie alle waren beim Gig in Wien zu hören und natürlich die Hits wie „Man On The Moon“ oder „Losing My Religion“.

Um das Publikum in Stimmung zu bringen, trat die irische Rockband The Cranberries als Support auf, die mit ihrem damals neuen Album „No Need to Argue“ gerade ihren internationalen Durchbruch feierten.

 

The Kelly Family: 22. Juni 1996

Einst fuhr die Kelly Family im roten Doppel-Decker-Bus von Gig zu Gig, bis der Durchbruch mit dem Hit „An Angel“ kam. Irische Folklore gepaart mit amerikanischem Folk, gewürzt mit poppigen Rhythmen, die schon nah beim Schlager waren - das war das Erfolgsrezept. Die Kelly Family füllte die Hallen bis auf den letzten Platz.

Das Konzept funktionierte auch als Open-Air-Gig im Ernst-Happel-Stadion. Am 22. Juni 1996 pilgerten rund 41.000 Fans in das Oval im Prater. Und wieder warfen kreischende sechs- bis zwölfjährige Kids kiloweise Stofftiere auf die Bühne. Reihenweise kippten Mädchen um. Der Hype galt vor allem den Kelly-Söhnen Paddy und Angelo. Dabei entsprachen die Kelly’s so gar nicht dem Star-Klischee. Ihr Bühnen-Outfit erinnerte frappant an die Hippie-Zeit.

 

Tina Turner: 3. Juli 1996

40.000 Besucher feierten am 3. Juli 1996 eine souveräne Tina Turner im Ernst-Happel-Stadion. Anna Mae Bullock, wie Turner mit bürgerlichem Namen heißt, verzauberte ihre Fans mit einer gekonnten Mischung aus perfektem Pop und Rock der leichten Art und präsentierte einen soliden Querschnitt aus alten Hits sowie den Songs aus dem damals aktuellen Album „Wildest Dreams".

Stimmlich zeigte sich die Rockröhre von ihrer besten Seite und sie schaffte es, in das Stadion so etwas wie Club-Atmosphäre zu bringen. Klar, dass da die „Welle“ im Stadion ihre Runde machte. Sie heizte die Stimmung bei den Hits wie „Nutbush City Limits“, „Proud Mary“, „River Deep Mountain High“ oder „Addicted To Love“ an und streute immer wieder auch langsamere Songs wie „Private Dancer“ oder „Undercover Agent For The Blues“ ein. Fazit: Tolle Stimmung und eine Tina Turner in bester Manier und Spiellaune. Und das Vorprogramm stand mit Rainhard Fendrich ganz im Zeichen des Austropop.

 

Die drei Tenöre: 13. Juli 1996

Die drei Tenöre riefen die Fans in das Stadion und 50.000 begeisterte Freunde der klassischen Musik waren gekommen. Jose Carreras, Placido Domingo und Luciano Pavarotti boten im Wiener Ernst-Happel-Stadion eine Mischung aus Operette, Oper und Musical. Mehr als zwei Stunden lang hörte das Publikum Lieder wie „Granada“, „Nessun Dorma“ oder „E Lucevan Le Stelle“ und konnte sich von den drei Herren den Abend versüßen lassen.

 

Michael Jackson: 2. Juli 1997

Es war spannend rund um das Konzert von Michael Jackson im Ernst-Happel-Stadion am 2. Juli 1997 im Rahmen seiner „HIStory“-Tour: Im Inneren des Stadions kamen die Veranstalter ganz schön ins Schwitzen. Michael Jackson hatte Fieber, bis knapp eine halbe Stunde vor dem Spektakel wackelte der Auftritt des Stars. Und er kam doch: „I love yoouuu!“, rief „Jacko“ am Ende den rund 45.000 zufriedenen Besuchern zu. Die „HIStory-Tour“, das war Personenkult pur rund um den Superstar. Der „King of Pop“ lud zur Audienz mit seinen größten Hits. „They Don't Care About Us“, „Black Or White“, „Dangerous“, „Billy Jean“ und weitere Hits am laufenden Band. Die Fans jubelten ohne Unterbrechung, wenn Jackson minutenlang posierte oder seinen berühmten Moonwalk vorexerzierte. Sogar bei den Videos zur Überbrückung der Umziehpausen hielt sich die Menge nicht zurück.

Rund um das Konzert gab es ebenfalls jede Menge Rummel: So übernachteten sogar Fans auf dem Grünstreifen vor dem Hotel Imperial, nur um den Popstar am Fenster zu sehen. Etwa 2.000 Schaulustige hatten sich auf der Ringstraße eingefunden, um „Jacko“ zu empfangen. Der kam mit Frau und Kind, die Babytrage durfte ein Leibwächter schleppen. Trotz Grippe winkte der Entertainer der Menge zu.

 

Elton John: 16. Juni 1998

Ursprünglich hätten Elton John & Billy Joel gemeinsam bei diesem Open-Air-Konzert im Stadion auftreten sollen. Doch Joel musste aus gesundheitlichen Gründen absagen.

„Ich habe vor zwei Tagen mit Billy Joel telefoniert, es geht ihm schlecht, er konnte kaum sprechen“, umschrieb Sir Elton den Gesundheitszustand seines verhinderten Partners. Und dieser bedauerte es unendlich, nicht auf der Bühne zu stehen, wie Plakate beim Einlass verkündeten. Elton John bestritt den Gig alleine und entschädigte die rund 40.000 Fans für das Fehlen seines Kollegen mit einer dreistündigen Show.

Der Barde im blauen Dress eröffnete mit „Funeral For A Friend“ und „Love Lies Bleeding“, löste mit Klassikern wie dem „Crocodile Rock“ Standing-Ovations im komplett bestuhlten Stadion aus und ließ bei den butterweichen Balladen seine große Stimme voll zur Geltung kommen. Seine Interpretation von Joels „Uptown Girl“ ließ erahnen, was Musikliebhaber tatsächlich versäumt haben könnten. Und natürlich feuerte Elton John so gut wie alle seiner Hits ab.

 

Eros Ramazotti: 19. Juli 1998

Für Bombenstimmung vor rund 25.000 Besuchern sorgte Eros Ramazotti am 19. Juli 1998 im Rahmen der „Eros World Tour 98“ im Ernst-Happel-Stadion. Der italienische Pop-Barde spielte mit seiner achtköpfigen Band einen Querschnitt seiner größten Hits. Höhepunkt des Abends war das Duett „Adesso Tu“ mit der Österreicherin Sandra Pires. Nach zweieinhalb Stunden und zwei Zugaben wurde das begeisterte Publikum von ihm verabschiedet. Übrigens: Auf zwei riesigen Videowalls war nicht nur die Show, sondern auch Ramazottis kleine Tochter Aurora in Einspielungen zu sehen.  

 

Tina Turner: 1. August 2000

Zum letzten Mal im großen Stadion: Tina Turner verabschiedete sich – zumindest was die Open-Air-Konzerte betraf – am 1. August 2000 von ihrem treuen Publikum. Zum Goodbye gab es einen Streifzug durch die imposante Karriere der Sängerin – von den Anfangstagen über das Comeback bis zur Gegenwart: So gut wie alle Hits waren mit dabei, von „Private Dancer“, „Let’s Stay Together“, „Steamy Windows“, „The Best“ bis hin zu „Nutbush City Limits“ und „Proud Mary“.

Zum Abschied hatte Tina Turner auch eine gewaltige Bühnenkonstruktion mitgebracht – viel Licht, jede Menge Pyrotechnik, bewegliche Elemente, Laufstege und drei Videowalls. Im Mittelpunkt aber stand – wie auch bei allen anderen Konzerten – Tina Turner selbst mit ihrem Charme und Charisma.

Im Vorprogramm brillierte John Fogerty, der frühere Frontmann von CCR, Creedance Clearwater Revival. Von Pension wollte der frühere Kopf von CCR offenbar noch nichts wissen. Kraftvoll wie eh und je rockte sich der 55-jährige durch Klassiker wie „Bad Moon Rising“, „Suzie Q“ und „Old Man Down The Road“. Zwischen den alten „Hadern“ schob der Altmeister gekonnt die beiden Balladen „Have You Ever Seen The Rain“ sowie „Who'll Stop The Rain“.

 

Bon Jovi: 29. Juni 2001

Bon Jovi sind ein Garant für volle Stadien und Hallen. Sie schaffen es so gut wie immer die Charts zu stürmen und die Ränge zu füllen. Mehr als 40.000 Fans stürmten am 29. Juni in das Prateroval, um sich in die Achtziger zurückversetzen zu lassen. Die Bühne ragte wie ein Wolkenkratzer über das Dach des Stadions, perfekt wie immer waren auch Sound und Licht. Egal ob „Livin‘ On A Prayer“, „Keep The Faith“ oder „Someday I’ll Be Saturday Night“ – die Musiker begeisterten mit ihren Songs die Massen und sorgten für tosenden Applaus bei den Fans.